Balkan Dance Reality Show (2015)

WORKS

Vier unwirk­li­che Figu­ren auf einer Bühne, bedeckt mit einem Retro-Blumen-Tisch­de­cke – ein Hahn, ein Wolf, ein Fuchs und ein Hirsch – begin­nen ein bizar­res, lang­sa­mes Ballett zu den Klän­gen des ‘Sacre du Prin­temps’. Die zusam­men­ge­kom­men Künst­le­rIn­nen aus unter­schied­li­chen Kontex­ten erklä­ren das Konzept des Balkan zur Fiktion, zum Spiel­feld, in dem sie ihre eige­nen künst­le­ri­schen Iden­ti­tä­ten auslo­ten. Dieser kollek­ti­ven, selbst-ironi­schen Unter­su­chung der Klischees rund um den Balkan wird die US-ameri­ka­ni­sche Reali­ty­show ‘Work of Art – The Next Great Artist’ als Spitze des neoli­be­ra­len Enter­tain­ment-Eisbergs entge­gen­ge­setzt. Was ist ein Kunst­werk heute? Wie wird es kreiert, bewer­tet und wie denken die Künst­le­rIn­nen selbst darüber? Und, ist schluss­end­lich alles eine Show?



Eine Perfor­mance von:
Willy Prager, Sonja Pregrad, Iva Svesht­arova und Rose Beermann
Drama­tur­gi­sche Assis­tenz: Ange­lina Georgieva
Sound­de­sign: Emilian Gatsov — Elbi
Stimme: Stephan A. Shterev

Produ­ziert von Brain Store Project und Four­han­ded aus den Mitteln des Kultur­mi­nis­te­ri­ums von Bulga­rien, des Kultur­mi­nis­te­ri­ums von Kroa­tien und der Stadt Zareb. Kopro­du­ziert von der fabrik Pots­dam im Rahmen von ÉTAPE DANSE, initi­iert vom Insti­tut Fran­cais Deutsch­land / Bureau du Théâtre et de la Danse und der fabrik Pots­dam mit der Unter­stüt­zung des Minis­tère de la Culture et de la Commu­ni­ca­tion / DGCA und der Stadt Pots­dam. Weiter­hin kopro­du­ziert von Station — Service for Contem­porary Dance / Belgrade, der Nomad Dance Academy und Life Long Burning (mit der Unter­stüt­zung des Kultur­pro­gramms der Euro­päi­schen Union). Reali­siert mit der Unter­stüt­zung des Goethe-Insti­tut Bulga­rien, des Derida Dance Centre — Centre for Contem­porary Dance (Sofia) und des Zagreb Dance Centre.



Pressestimmen:

Was soll das sein, der Balkan? Dieses osteu­ro­päi­sche Gebiet ohne klare Gren­zen, ohne gemein­same kultu­relle oder poli­ti­sche Iden­ti­tät. Ein leeres Konzept? Irgend­wie exotisch, aber vor allem ein Klischee? Das findet sich jeden­falls auf der Bühne: der Tanz­bo­den ein geblüm­tes Wachs­tuch, die Requi­si­ten künst­li­che Grün­plan­zen. Vier merk­wür­dige Plüsch­we­sen bewoh­nen diese eigen­ar­tige Atmo­sphäre. Will­kom­men in der Balkan­land­schaft. […] Als Folie für diese Art der künst­le­ri­schen Selbst­re­fle­xion – wie wird für wen unter welchen Bedin­gun­gen und in welchen Konstel­la­tio­nen produ­ziert? – dient der Gruppe die US-ameri­ka­ni­sche Reali­ty­show ‘Work of Art: The Next Great Artist’ […] Mehr Kommerz als Kunst, oder? Kunst, sagt Rose Beer­mann, sei einer der Berei­che der Gesell­schaft, in denen am meis­ten konkur­riert wird: um Aufmerk­sam­keit, um Aner­ken­nung, um Geld, um Förde­rung, ein stän­di­ger Kampf. ‘Viel­leicht haben Reali­ty­shows viel mehr mit Tanz gemein­sam, als wir zuge­ben wollen.’ So gele­sen funk­tio­niert die Reali­ty­show auch als Meta­pher auf den späten Kapi­ta­lis­mus. Wir leben quasi in einer globa­len Version, in der nicht nur Konkur­renz und Wett­be­werb befeu­ert werden, sondern die Reali­tät auch gescrip­tet werden kann. Als effek­ti­ves Werk­zeug, einer Gesell­schaft Werte zu vermit­teln. – Und die echte Reali­tät, wo bleibt die dann?

Mirka Döring, Thea­ter der Zeit 10/2015

Fotos: Boriana Pandova / Neven Petrovic