Vier unwirkliche Figuren auf einer Bühne, bedeckt mit einem Retro-Blumen-Tischdecke – ein Hahn, ein Wolf, ein Fuchs und ein Hirsch – beginnen ein bizarres, langsames Ballett zu den Klängen des ‘Sacre du Printemps’. Die zusammengekommen KünstlerInnen aus unterschiedlichen Kontexten erklären das Konzept des Balkan zur Fiktion, zum Spielfeld, in dem sie ihre eigenen künstlerischen Identitäten ausloten. Dieser kollektiven, selbst-ironischen Untersuchung der Klischees rund um den Balkan wird die US-amerikanische Realityshow ‘Work of Art – The Next Great Artist’ als Spitze des neoliberalen Entertainment-Eisbergs entgegengesetzt. Was ist ein Kunstwerk heute? Wie wird es kreiert, bewertet und wie denken die KünstlerInnen selbst darüber? Und, ist schlussendlich alles eine Show?
Eine Performance von: Willy Prager, Sonja Pregrad, Iva Sveshtarova und Rose Beermann
Dramaturgische Assistenz: Angelina Georgieva
Sounddesign: Emilian Gatsov — Elbi
Stimme: Stephan A. Shterev
Produziert von Brain Store Project und Fourhanded aus den Mitteln des Kulturministeriums von Bulgarien, des Kulturministeriums von Kroatien und der Stadt Zareb. Koproduziert von der fabrik Potsdam im Rahmen von ÉTAPE DANSE, initiiert vom Institut Francais Deutschland / Bureau du Théâtre et de la Danse und der fabrik Potsdam mit der Unterstützung des Ministère de la Culture et de la Communication / DGCA und der Stadt Potsdam. Weiterhin koproduziert von Station — Service for Contemporary Dance / Belgrade, der Nomad Dance Academy und Life Long Burning (mit der Unterstützung des Kulturprogramms der Europäischen Union). Realisiert mit der Unterstützung des Goethe-Institut Bulgarien, des Derida Dance Centre — Centre for Contemporary Dance (Sofia) und des Zagreb Dance Centre.
Pressestimmen:
Was soll das sein, der Balkan? Dieses osteuropäische Gebiet ohne klare Grenzen, ohne gemeinsame kulturelle oder politische Identität. Ein leeres Konzept? Irgendwie exotisch, aber vor allem ein Klischee? Das findet sich jedenfalls auf der Bühne: der Tanzboden ein geblümtes Wachstuch, die Requisiten künstliche Grünplanzen. Vier merkwürdige Plüschwesen bewohnen diese eigenartige Atmosphäre. Willkommen in der Balkanlandschaft. […] Als Folie für diese Art der künstlerischen Selbstreflexion – wie wird für wen unter welchen Bedingungen und in welchen Konstellationen produziert? – dient der Gruppe die US-amerikanische Realityshow ‘Work of Art: The Next Great Artist’ […] Mehr Kommerz als Kunst, oder? Kunst, sagt Rose Beermann, sei einer der Bereiche der Gesellschaft, in denen am meisten konkurriert wird: um Aufmerksamkeit, um Anerkennung, um Geld, um Förderung, ein ständiger Kampf. ‘Vielleicht haben Realityshows viel mehr mit Tanz gemeinsam, als wir zugeben wollen.’ So gelesen funktioniert die Realityshow auch als Metapher auf den späten Kapitalismus. Wir leben quasi in einer globalen Version, in der nicht nur Konkurrenz und Wettbewerb befeuert werden, sondern die Realität auch gescriptet werden kann. Als effektives Werkzeug, einer Gesellschaft Werte zu vermitteln. – Und die echte Realität, wo bleibt die dann?
Mirka Döring, Theater der Zeit 10/2015
Fotos: Boriana Pandova / Neven Petrovic